Ponte Spoccia-Spoccia-Gurrone-Ponte Spoccia

Karte (©swisstopo)
Höhenprofil, links bei Ponte Spoccia beginnend (©swisstopo)

Hauptsächlich ging es mir bei dieser Tour um das Teilstück der Via Borromea zwischen Spoccia und Gurrone. Um diese Strecke in einen Rundweg einzubinden, führte der letzte Teil des Rückwegs, nämlich von Ponte Falmenta nach Ponte Spoccia, die Straße entlang. Und um nicht erst am Ende dieser Rundtour von Ponte Spoccia nach Spoccia aufsteigen zu müssen, blieb das Auto in Ponte Spoccia stehen.

Beim Aufstieg kommt man sehr bald an einer etwas ungewöhnlichen

Abb. 1

Kapellenruine (Abb. 1) vorbei, die mehrere schön angelegten Stufen zu ihrer Eingangstür hat, die aber durch dahinterliegende Steine versperrt ist. Dahinter trifft man auf ein sehr schön restauriertes Anwesen, und auf weitere zwei kurz vor der Mündung des Wegs in die Straße nach Spoccia. Man muss aber nur ein paar Meter diese Straße bergauf gehen, denn an der Stelle, wo links der Fußweg nach Spoccia abzweigt, geht es rechts in den Wanderweg nach Gurrone ab. Verfehlt man ihn, so landet man nach einer Straßenkurve auf dem Parkplatz Spoccia, und natürlich kann man das mit einer Ortsdurchwanderung verbinden (ein Muss, wenn man nicht schon dort war).

Die Via Borromea unterhalb von Spoccia bis nach Gurrone ist ein sehr schöner Weg. Er fällt insgesamt nur geringfügig ab, von etwa 750m auf 700m, wobei es dazwischen nur kleinere Steigungen gibt. Jetzt im April, nach 3 schweren Regentagen und bei erstem zarten Blättergrün, war es besonders reizvoll: An vielen Stellen schossen die Wassermassen herunter, aber der Weg selbst war dadurch nicht unpassierbar, höchstens manchmal etwas rutschig. Durch das wenige frische Grün hindurch ergeben sich immer wieder bezaubernde Ausblicke. So hat man an einem kurzen Abschnitt die drei Orte des Nordhangs: Spoccia, Orasso und Cursolo, aufgereiht vor sich. Im weiteren Verlauf blickt man aber vor allem auf die andere Talseite, mit den Orten Falmenta und Crealla, dazu natürlich einige verlassene bzw. in einzelnen restaurierten Häusern wiederentdeckte Weiler.

In einer der Kapellenruinen, die den Weg überbrücken, sehe ich ein nicht befestigtes, schön gearbeitetes Eisenkreuz. Es ist sicher auch aus dem Jahr 1840, in dem die Kapelle erbaut und das Marienbild gemalt wurde. Ich hätte also die Gelegenheit gehabt, nicht mein, sondern ein Kreuz zu tragen, um es zu meinem zu machen, denn schwer war es allemal. Aber das wäre frevelhafter Diebstahl gewesen.

Irgendwann taucht zur Linken ein Friedhof auf (Abb,2). Das ist natürlich der von Gurrone, aber den Ort sieht man noch nicht. Dieser doch eher winzige Ort hat so viele Grabstätten! Aber sie sind ja auch schon teilweise fast 200 Jahre alt.

Abb. 2 Friedhof von Gurrone

Dann schließlich zeigen sich die Häuser, zuerst ein bewohntes, dann ein sehr schönes, aber schon etwas verfallenes mit den typischen Loggien und ihren Holzverschlägen. Aber es gibt auch einige hübsch hergerichtete Häuser, und in einem Garten stehen zwei Lamas. Sie sollen angeblich spucken, wenn man ihnen zu nahe tritt – ich habs nicht ausprobiert. Die Kirche (Abb. 3) ist wohl nicht mehr “in Betrieb”, umso schöner ist die Wiese neben ihr, mit Bänken kurz vor dem steilen Abbruch, von denen man aus nochmals einen großen Teil des Tals mit einem Blick erfassen kann, und dieser Ausblick ist großartig.

Abb. 3 Kirche von Gurrone

Um nun den Rückweg über Ponte Falmenta zu beginnen, geht man erst wieder zurück bis zum Friedhof, und kurz dahinter liegt der Abzweig leicht nach unten. Dieser Weg muss wohl in den früheren Jahrhunderten sehr viel begangen gewesen sein, denn er ist sehr sorgfältig ausgebaut, mit kleinen Mäuerchen an der Talseite.

Hier ist auch eine Schautafel zu finden, die nahelegt, dass San Carlo Borromeo wohl auch hier auf seinem Esel vorbeigeritten sein muss. Das war im Juni 1574, er war 36 Jahre alt, hatte aber nur noch 10 Jahre zu leben. Seiner Visite in den Dörfern des Cannobiner Tals waren seine Adjudanten vorausgegangen, um die Wege zu erkunden, und sie haben dazu eine sogar noch erhaltene (und auf der Schautafel wiedergegebene) Skizze des Tals angelegt. Aus ihr geht hervor, dass er von Traffiume aus nach Cavaglio geritten ist, doch es ist nicht ganz eindeutig zu erkennen, ob er tatsächlich in Gurrone und in Spoccia war. Aber in Orasso war er in jedem Fall, und ebenso sicher ist er direkt an unserem Haus vorbeigekommen. In Cursolo ist er umgekehrt, hat die Talseite gewechselt, und ist so nach Gurro und Falmenta gekommen, und vor seiner Rückkehr nach Traffiume und Cannobio wohl auch noch nach Crealla und Socraggio.

Das letzte Stück meines Rundwegs ging wie gesagt die Straße entlang. Aber das hat sich sehr gelohnt! Autos gibt es sowieso nicht viele, und nun konnte ich einiges in Ruhe aufnehmen, was mit der Autofahrt, bei voller Konzentration auf die vielen Kurven, völlig unbemerkt bleibt bzw. nur flüchtig wahrgenommen wird. Vor allem aber kann man immer wieder in die Abgründe zum brodelnden Wildwasser hinunter schauen.

An der Brücke vor dem Abzweig nach Falmenta gibt es auch wieder eine Schautafel. Hier ging es um den Herbst 1944. Die Deutschen waren in Cannobio stationiert, und der Bereich der Brücke war zugleich vorübergehende Grenze der Freien Republik Ossola. Deren Kämpfer wollten die Brücke sprengen, aber wegen eines Dauerregens war der Sprengstoff zu nass geworden und zündete nicht. So konnten die Deutschen weiter nach oben Richtung Domodossola vordringen, und ein entscheidender Schlag spielte sich zwischen Cursolo und Falmenta ab, denn hier wurden zwei Kommandeure von den Deutschen von einem Hinterhalt aus erschossen. Danach war das Ende dieser Freien Republik besiegelt.

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